Wie uns der Stress beherrscht – aus Sicht eines Arztes

Täglich habe ich mit Menschen/ Patienten zu tun, die dringend und Hände ringend nach medizinischer/ärztlicher Hilfe suchen. Die Meisten haben bereits seit Wochen, Monaten oder auch Jahren eine Odyssee durch Praxen und Krankenhäuser hinter sich. Entscheidend helfen konnte meistens Niemand.

Warum ist das mehrheitlich so ?

Ich und die anderen ganzheitlich denkenden Kolleginnen und Kollegen sind überzeugt davon,  dass die klassische Schulmedizin bei akuten Erkrankungen die Nase vorn hat in Diagnostik und Therapie, jedoch versagt sie regelmäßig bei chronischen Erkrankungen.

Wieso ist dies so ?

Bei Diagnostik und Therapie helfen uns nur die Nennung einer Diagnose und die Anwendung einer Leitlinie nicht entscheidend weiter. Nur die Behandlung eines Symptomes oder einzelner Symptome werden uns nicht zum Ziel führen.

Diese eben genannte Vorgehen bei der Diagnostik und Therapie von Krankheiten, insbesondere chronischen Erkrankungen beseitigen nicht die Krankheiten und in keiner Weise die eigentlichen Ursachen.

Ich möchte mich heute nicht ausführlich mit allen möglichen Gründen beschäftigen, warum das so ist. Eine ganz bestimmte Richtung, ein ganz bestimmtes Thema möchte ich Ihnen näher bringen. Dieses Thema hatte ich bereits in einem Artikel begonnen zu beleuchten, nämlich unter der Überschrift: „8 Schritte zur Stressbewältigung“ (https://www.schmerztherapie-dresden.de/8-schritte-stressbewaeltigung/). Auch ist es in keiner Weise möglich in einem Artikel alle Facetten auf einmal zu beleuchten. Ein ganzes Buch wäre dazu erforderlich und auch das wäre sehr dick und umfangreich

Einen wesentlichen Einfluss auf Krankheiten aber auch im Umkehrschluss auf die Gesundheit hat der Stress und dessen Folgen für das Gesamtsystem Mensch, für jedes einzelne Organ und nicht zuletzt für jede einzelne Zelle und somit für den gesamten Zellstoffwechsel. Dieser Zellstoffwechsel, geht er „richtig oder falsch“ entscheidet über Krankheit oder Gesundheit. Wir hatten bereits herausgearbeitet, dass Stress eine uralte Reaktion eines lebenden Systems ist,  eine Bedrohung für das Leben und die körperliche Unversehrtheit zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren und im schlimmsten Fall den Tod des Systems (Organismus) abzuwenden.

Ich hatte Ihnen die Reaktionsmechanismen bereits in meinen früheren Artikel „8 Schritte zur Stressbewältigung“ aufgezeigt, die als Folge der Wahrnehmung der Stresssignale für das biologische System/Individuum resultieren und zwar:

  • Angreifen
  • Verteidigen
  • Erstarren

Diese Reaktionen sind jedoch nur effizient möglich, wenn  sich der Stoffwechsel der Zellen an den erhöhten Energiebedarf anpasst und damit das Gesamtsystem in die Lage versetzt die oben genannten Leistungen in kurzer Zeit zu vollbringen.

Eine weitere Frage tut sich auf und die wird wie folgt formuliert:

Wie erkennt das System, dass eine Bedrohung in o.g. Weise, also eine Stresssituation vorliegt?

Wir selbst müssen und werden es selbst nicht bewusst wahrnehmen. Nein, wir werden ausschließlich die Reaktionen bei uns beobachten können. Das Erkennen einer solchen Situation ist von unserem bewussten Erleben zunächst unabhängig und wird von einem entwicklungsgeschichtlich „alten“ Hirnabschnitt gesteuert. Diesen Hirnabschnitt bezeichnen wir als Stammhirn (nicht zu verwechseln mit dem Begriff – Hirnstamm) oder einfach als Reptilienhirn. Dieser Hirnabschnitt ist gerade mal so groß wie ein durchschnittlicher Daumen. Der Hirnabschnitt steuert in erster Linie vitale (lebenswichtige) Abläufe im Organismus, ohne die ein Leben unmöglich wäre, wie u.a.

  • den Herzschlag
  • den Blutdruck
  • die Körpertemperatur
  • die Atmung
  • den Schluck-und Hustenreflex

Um nur einige wichtige Bespiele zu nennen.

Weiterhin gehört zu den Aufgaben des Stammhirnes, Sinneseindrücke zu verarbeiten und weiterzuleiten bzw. entsprechende Bewegungsmuster zur erarbeiten, weiterzuleiten – oder einzuleiten. (Stangl.W. 2019 Lexikon für Psychologie und Pädagogik)

In meiner Darstellung im Artikel „8 Schritte zur Stressbewältigung“ habe ich Ihnen die Mechanismen versucht zu erklären wie Stress entsteht, aber auch die Folgen chronischen Stresses erläutert.

In der Sprechstunde ist es häufig sehr schwierig das Thema im Zusammenhang mit chronischen Schmerzen oder anderen chronischen Erkrankungen zu besprechen. Es genügt eben nicht, die umgangssprachlichen Bedeutungen von Stress zu berücksichtigen. Das Thema ist viel komplexer und vielschichtiger.

Ich werde Ihnen mit einen kleinen Experiment versuchen das oben Gesagte zu verdeutlichen und Stress sofort erlebbar machen. Ich hoffe, es klappt !  Sind Sie neugierig ? dann los.

Schultafel

Bitte stellen Sie sich vor, wir sind in der Schule. Wir treten an die Schiefertafel. Habe ganz lange Fingernägel und nun stellen sie sich lebhaft vor,  dass ich mit den langen Fingernägeln ganz genüsslich von oben nach unten über die Schiefertafel fahre. Sie kennen die Geräusche, haben sie schon viele Male gehört. Was spüren Sie?  Was macht das mit Ihnen?  Meistens wird dieses Gefühl als unangenehm empfunden, es läuft ein Schauer über den Rücken. Sie ziehen die Schultern ein.

Ist das nicht eigenartig?  Wir haben diese Szene nur gespielt, hier war keine Schiefertafel, hier war kein Klassenzimmer. Wir haben uns das Ganze nur vorgestellt und es ist das Gleiche passiert, als ob alles realistisch abgelaufen wäre. Ihr System (Organismus/Körper) hat einfach eine im Unbewussten gespeicherte unangenehme Information abgerufen und erneut bearbeitet und verarbeitet. Diese abgespeicherten eher unangenehmen Erfahrungen und Erlebnisse bedingen die gleichen Reaktionsmuster, Erscheinungen und Gefühle etc., wie zu dem Zeitpunkt, als Sie das erste Mal diese Situation erfahren haben. Es werden die gleichen Regelkreise in Gang gesetzt und Sie können sich nicht wehren.

Es ist bekannt,  dass Stress zunächst keinen Namen, keine Farbe, keinen Geruch hat. Es genügt also, wenn das System eine bereits zum Stress führende Situation erlebt oder das s.g. Reptilienhirn (Stammhirn) diese Situation als Bedrohung identifiziert. Um dem Stress mit den o.g. Reaktionsweisen zu begegnen werden augenblicklich Stoffwechselkaskaden in Gang gesetzt, um das System vor dem „Untergang“(z.B. gefressen werden) zu schützen. Gibt es jeden Tag viele solcher realen oder als real identifizierten Stressmomente, wird der Organismus seine Stressreaktionen nicht mehr herunterfahren. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wird, aus der für das Leben wichtigen und notwendigen Reaktion, eine krankheitserzeugende. Aus der Situation des resultierenden Dauerstresses entwickeln sich durch die Aufrechterhaltung der Stoffwechselanpassung chronische zunächst stille Entzündungen die den gesamten Organismus erfassen werden. Diese chronischen Entzündungen sind das wesentliche Bindeglied zwischen Stress und manifester chronischer Erkrankung.

Wichtige Stressoren

Waren früher Stressauslöser vorwiegend

  • Hunger, Kälte, kriegerische Auseinandersetzungen,

so sind es heute vorwiegend psychosoziale Ursachen wie z.B.:

  • Leistungsdruck und Termindruck
  • Multitasking
  • Konflikte in der Schule, Arbeitsplatz, Familie
  • Schwere Erkrankung oder Tod in der Familie
  • Ungesunde Ernährung
  • Bewegungsmangel
  • Unzufriedenheit, Sorgen und Zukunftsängste

(Quelle: Dr. Kathleen Küsel 7 September 2017)

Welche Maßnahmen sind erforderlich Stressbedingte chronische Erkrankungen, chronische Schmerzen zu vermeiden, zu bessern oder gar zu heilen?

Abermals verweise ich auf den Artikel „8 Schritte zur Stressbewältigung“(https://www.schmerztherapie-dresden.de/8-schritte-stressbewaeltigung/). Natürlich ergeben sich aus den oben aufgezeigten Stressoren Ansätze diesen krankeiterzeugenden, krankheitsunterhaltenden Teufelskreis zu durchbrechen. z.B.

  • Sport oder einfach Freude an Bewegung
  • mentale Entspannung (Joga, Qi Gong, Meditation etc.)
  • wirklich gesunde antientzündliche Ernährung
  • Mineralstoffe, Vitamin, Spurenelemente, Antioxidantien und
  • Mikronähstoffe
  • Psychotherapie, Hypnose oder SER (Somato Emotional Release)
  • Osteopathie (siehe auch Therapieverfahren)
  • und nicht zu vergessen auch Geduld

Natürlich stehen vor Diagnostik und Therapie eine ausführliche Anamneseerhebung (Krankengeschichte) und eine ausführliche körperliche Untersuchung.

Sollten Sie sich wiedererkannt haben, an chronischen Erkrankungen leiden oder sich informieren wollen, nicht erst krank werden wollen oder mit mir über Ihren Stress reden wollen, so vereinbaren Sie einen Termin.

Bitte verwenden Sie das Onlineformular oder auf jeden Fall einfacher und besser, konsultieren Sie uns telefonisch unter 0351 / 31 90 95 36

Für eine hervorragende Gesundheit
Ihr Hjalmar Baldauf