Hirnforschung – Wenn Gefühle weh tun

Kummer und körperlicher Schmerz haben einen gemeinsamen Ursprung Gefühlsverletzungen und körperlicher Schmerz erzeugen ähnliche Empfindungen, weil sie in denselben Hirnregionen verarbeitet werden. Das schließen US-Forscher aus Hirnscans von Probanden mit Liebeskummer. Der Gedanke an den emotionalen Misserfolg erzeugt demnach in denselben Bereichen Hirnaktivität wie die Erfahrung physischer Schmerzreize. Das erkläre, warum sich negative Gefühlserlebnisse in den meisten Sprachen in entsprechenden Redewendungen widerspiegeln, sagen die Forscher: Im Deutschen werden Gefühle beispielsweise “verletzt”. Bei manchen Menschen gehen emotionale Verletzungen sogar in körperliche Schmerzen über. Die aktuellen Ergebnisse geben den Wissenschaftlern zufolge für die Ursache dieses Phänomens ebenfalls Hinweise.

Für die Studie untersuchten die Forscher 40 Probanden, die in den letzten sechs Monaten vor den Tests eine Liebeskummererfahrung gemacht hatten und bestätigten, dass der Gedanke daran unangenehm sei. Jeder Teilnehmer wurde mit dieser emotionalen Negativerfahrung konfrontiert und nahm außerdem an körperlichen Schmerztests teil. Während der Versuche erfassten die Wissenschaftler die Hirnaktivität der Probanden mittels der sogenannten funktionalen Magnetresonanztomographie (fMRT). Dieses bildgebende Verfahren kann aktive Hirnbereiche sichtbar machen.

Für die Untersuchungen zum Liebeskummer betrachteten die Teilnehmer ein Foto der betreffenden Person und riefen sich damit die negativen Gefühle ins Gedächtnis. Zum Vergleich betrachteten sie später ein Bild eines Freundes, den sie mit positiven Erfahrungen verbanden. Für die körperlichen Schmerztests erduldeten die Freiwilligen experimentelle Hitzereize am Arm, die nach Aussagen der Forscher schmerzlich, aber noch erträglich waren.

Der Vergleich der Aufnahmen durch das fMRT offenbarte den Zusammenhang von emotionalem und körperlichem Schmerz auf der Ebene der Hirnaktivität: Bei beiden Erfahrungen zeigten der sogenannte sekundäre somatosensorische Cortex sowie die dorsale posteriore Insula ähnliche Aktivität. Vermutlich sei das auch bei anderen Formen des emotionalen Schmerzes der Fall, beispielsweise bei der Trauer um Verstorbene, vermuten die Forscher. “Unsere Ergebnisse geben somit der Aussage, dass emotionale Verletzungen weh tun, eine neue Dimension”, resümiert Studienleiter

Ethan Kross. Ethan Kross (University of Michigan, Ann Arbor) et al: Proceedings of the National Academy of Sciences, doi: 10.1073/pnas.1102693108 dapd/wissenschaft.de – Martin Vieweg

Ihr Hjalmar Baldauf